17. Juli 1997 - Seetaler Bote

Herlisberg: Kurt Haberstich – eine vielseitige Persönlichkeit <br>Naturmensch, Künstler und RAV-Leiter

Die meisten „Seetaler Bote“-Leserinnen und –Leser kennen Kurt Haberstich sicher schon von den Bauernregeln, die „Eusi Ziitig“ seit einiger Zeit alle zwei Wochen publiziert. In dem Autor des Buches „Bauernregeln im Jahreslauf“ stecken jedoch ausser der literarischen noch viele andere Seiten.

Kurt und Ilse Haberstich leben seit einem Jahr in Ober-Reinach, Herlisberg, wo sie ein Haus gekauft haben, dessen Umschwung sie selber verschönert. So entstand kürzlich, in nur drei Tagen, ein herrliches Biotop, in dem am Tag des Besuchs des „Seetaler Bote“ schon die erste Seerose blühte. Auch Steine in jeder Form sind um das Haus anzutreffen. Steine gehören zu Kurt Haberstich, der den Umgang mit ihnen einerseits als ehemaliger Alpinist, aber auch als Künstler intensiv erlebt.

Der passionierte Alpinist
Damit man den Menschen Kurt Haberstich besser kennen lernt, sollte man vor etwa 20 Jahren anfangen. Etwa zu dieser Zeit begann nämlich seine grosse Passion, das Bergsteigen. Während langen Jahren war er als Alpinist unterwegs, meist allein, aber oft auch mit Schweizer-Expeditionen. Überall auf der Welt und in den extremsten Lagen war Kurt Haberstich anzutreffen, weil er die Herausforderung brauchte, aber auch weil er das Unterwegssein, die Verantwortung sowie die Auseinandersetzung mit Wetter und Naturgeschehen liebte. Er prallte vor acht Jahren mit dem Gleitschirm gegen eine Felswand, und als Folge davon blieb ein teil seines Fusses steif. Schon im Spital widmete er sich der Literatur, und kaum wieder zu Hause begann er, künstlerisch kreativ zu sein.

Der vielseitige Künstler
Als gelernter Konstruktiosschlosser hatte sich der Herlisberger auch in seiner Freizeit viel mit Metall beschäftigt, indem er oft die verschiedensten Gegenstände schmiedete. Vor acht Jahren begann sich der Künstler Haberstich mit Speckstein auseinanderzusetzen, weil dies die weichste Gesteinsart ist und sich mit Holzwerkzeugen bearbeiten lässt. Schon bald stellte er seine Werke in bedeutenden Galerien im Aargau aus, wo er auch für berühmte Künstler einspringen konnte. Als multifunktioneller Mensch wollte er noch weitere Materialien kennen lernen und begann vom Holz über eine Gipsmasse bis zum Zinn und dem Bronzeguss als Vollendung der Skulptur alles auszuprobieren und damit zu arbeiten. Die Kunst war für ihn nie eine Alternative, sondern immer eine Kompensation zum Bergsteigen. Durch seine kreativen Aufgaben fing er sich immer soweit auf, dass er in kein Tief verfiel.

Im Beruf aufgehen
Früher war der Beruf nie so wichtig gewesen wie das Bergsteigen. Er musste immer genügend Spielraum für Exkursionen lassen. Nun suchte Kurt Haberstich auch beruflich eine neue Herausforderung, und er fand sie im RAV Lenzburg, wo er eine Stelle als Personalberater antreten konnte. Als gelernter Konstruktionsschlosser und diplomierter Betriebsfachmann brachte er nach einer Ausbildung an der HWV Olten die erforderlichen Qualifikationen zu diesem anspruchsvollen Beruf mit. Kürzlich wurde er nach einer erneuten Selektion erwählt, das RAV Menziken, das neu aufgebaut und am 1. Januar 1998 eröffnet werden wird, als Leiter aufzubauen und zu übernehmen. Ihm werden neun Beraterinnen und Berater und zwei Sekretärinnen unterstehen. Als Leiter wird er sehr viel Verantwortung tragen müssen. Seine Aufgaben werden Führung und Schulung des Personals beinhalten, verlangen aber auch von ihm stetige Weiterbildung. Kurt Haberstich glaubt, dass sein intensives Vorleben ihm helfen wird, diesen neuen „Stürmen“ standzuhalten. Dadurch, dass sich der künftige RAV-Leiter für diesen beruflichen Weg entschieden hat, muss die bildhauerische und literarische Kunst im Moment etwas zurückstehen.

Glücklich im Seetal
Kurt Haberstich und seine Frau Ilse fühlen sich rundum wohl im Seetal. Sie geniessen den Blick in die Berge und auf den Baldeggersee von ihrer Terrasse aus. Die Natur und die Ruhe in Ober-Reinach bieten dem engagierten Mann den nötigen Ausgleich, den er zum strengen Berufsalltag braucht. „Ohne meine Frau hätte ich mir dies alles nie leisten können, weder die Exkursionen in alle Welt, noch meine Hobbys oder die starke berufliche Auslastung. Unsere gute Partnerschaft führte immer zu einem guten Gelingen“, meinte Kurt Haberstich abschliessend gegenüber dem „Seetaler Bote“.

Susanne Angliker