Bergler – Geschichten vom Leben oben

150 Seiten, broschiert
Appenzeller Druckerei, Herisau, ISBN 978-3-9524583-1-0

Vier feinsinnige Geschichten erzählen von Glück und Tragik des Bergsteigens, geben Einblick in das Leben verschiedener Bergbewohner, berichten von ihren Freuden und Nöten, von Idylle und Entbehrung, von Abgeschiedenheit, Naturgefahren, Tradition und Moderne. Ansichten vom Leben oben, das in der Vergangenheit zu liegen scheint und doch in mancher Hinsicht der Realität entspricht, lassen die Vorstellung vom Bergler-Dasein in einem eigenen Licht erscheinen.

Das Leben in und mit den Bergen (Monica Dörig, Appenzeller Volksfreund, 7.12.2016)
Kurt Haberstich lebt seit einiger Zeit in Appenzell, nahe der Berge die er so liebt. Er steckt auch mit 68 Jahren noch immer voller Energie: Er wandert fast täglich mehrere Stunden und schreibt Erzählungen, Gedichte, Aphorismen. Kürzlich ist ein neuer Band mit Kurzgeschichten über „Bergler“ erschienen.
Kurt Haberstich hat viele Talente und schon vieles erlebt. Früher war er ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Ein schwerer Gleitschirm-Unfall verhinderte, dass er heute noch auf die mächtigen Gipfel der Welt klettern kann. Doch er kann fast aus einem unerschöpflichen Fundus schöpfen: Er erzählt Geschichten von Berglern wie er einer ist. Er verfasst die Kurzgeschichten in sorgfältig formulierten Sätzen und mit viel Empathie. Manches mag er selbst erfahren und empfunden haben, was er den Protagonisten in seinem Buch „Bergler“ zuschreibt.
Zum Beispiel Alma, die vom Sinn des einfachen Lebens in den Bergen erzählt, vom Bezug zur Natur und von überlieferten Werten. Mit den Geschichten aus früheren entbehrungsreichen Tagen, über die Entwicklung des Tourismus und den daraus verbundenen Veränderungen in der Bergwelt betrachtet sie mit den Lesenden ihre Welt im neuen Licht. Oder die Erzählung von Florin, einem privilegierten jungen Mann, der sich durch Schicksalsschläge auf seinen Lebenstraum besinnt. In der Geschichte „Tauwetter“ bricht ein Arzt alle Zelte ab und landet in den Bergen wo er zu sich selber findet. „Wer über den Berg freikommt, kommt nicht mehr frei vom Berg“, schreibt der Autor einleitend.
Kurt Haberstich fasst seine Gedanken zu den Bergen, seinen Bewohnern, zum Leben und zum Schicksal auch gern in Lyrik. Im Buch „Bergler“ stellt er jeder Erzählung ein Gedicht voran.
Abseits der lauten Welt lebt der Schäfer Zacharias ein beschauliches einfaches Leben. der Autor lässt ihn Zwiesprache halten mit sich selbst – eigentlich mit seinem lange verstorbenen Freund Dominik. In diesen Selbstgesprächen lässt er die Lesenden an seiner Lebensphilosophie teilhaben. Sie ist geprägt von einer tiefen Demut, das Leben und seine Herausforderungen anzunehmen und zu meistern – genau so wie es Kurt Haberstich getan hat nach seinem schweren Unfall.
Schon früher hat er seine Bergsteiger-Abenteuer in Berichten festgehalten. Nun half ihm das Schreiben beim Verarbeiten des heftigen Einschnitts in sein Leben. Im Taschenbuch „Bergler“ beleuchtet er verschiedene Facetten des Lebens in und mit den Bergen.

Exposé „Passion in den Bergen“
Florin von Planta, Mitte dreissig, Junggeselle, gutbürgerlicher Herkunft, lehnt sich bereits in jungen Jahren gegen sein wohlbehütetes Leben auf. Vor dem Jura-Studium überwirft er sich mit seinem einflussreichen Vater und läuft von Zuhause fort, weil er nicht in seine Fussstapfen treten will. Seither arbeitet er als Allrounder in der Sägerei seiner Grosseltern mütterlicherseits. Durch seinen Cousin kommt er mit dem Bergsteigen in Kontakt. Bei einer dieser Touren lernt er die gleichaltrige Ursina, eine ausgezeichnete Kletterin und Alpinistin, kennen. Nach einiger Zeit verlieben sich die beiden ineinander und wollen heiraten. Das Glück ist jedoch von kurzer Dauer, Ursina stürzt auf ihrem letzten Alleingang vor ihrer Hochzeit zu Tode. Verzweifelt versucht Florin den schmerzlichen Verlust zu verarbeiten und einen neuen Weg zu finden. Nach einer längeren Unterbrechung findet er wieder zum Bergsteigen zurück.
Bei einer zufälligen Untersuchung wird bei ihm ein bösartiger Hirntumor festgestellt, der nur mit einer operativen Reduktion der Tumormasse sowie mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt werden kann. Eine endgültige Heilung ist aber nicht möglich. Für Florin kommt diese „Rosskur“ nicht in Frage. Er entscheidet sich, die ihm verbleibende Zeit auf ganz spezielle Weise zu nutzen: Er will den Mt. McKinley, den kältesten Berg der Erde besteigen - und dies im Alleingang.
Vorerst scheint alles planmässig zu verlaufen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse, bis schliesslich alles aus den Fugen gerät. Einzig seine feste Überzeugung auf ein schnelles Ende findet auf dramatische Weise ihre Bestätigung.

Exposé „Der Schäfer
Zacharias, ein alter Mann, der auf einer Alp die Schäfertradition der Familie weiterführt, hält Zwiesprache mit sich. Während draussen ein heftiges Gewitter tobt, versucht er eine Standortbestimmung, fragt nach dem, was für ihn und seine Mitmenschen wesentlich sein könnte. In schlichte Worte gefasst werden Episoden aus dem Leben eines Einzelgängers beschrieben, der, abseits von Lärm und Hast, hinausgehoben aus dem Gang der Masslosigkeit und missverstandenen Freiheit, eingebunden in den natürlichen Rhythmus ein karges, vielleicht gerade deshalb bewusstes Dasein führt.

Exposé „Tauwetter
Simon Berger, 45-jährig und Chefarzt in einer Frauenklinik, beschliesst, auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karriere, aus dem „geregelten“ Leben auszusteigen. Weil die Ehe mit seiner drogensüchtigen Frau Vera seit Jahren zerrüttet ist, macht er sich allein und ohne Ziel auf, um irgendwo neuen Lebenssinn zu finden. Intuitiv führt ihn sein Weg in die Berge, die er bis anhin gemieden hat. Nach tagelanger Reise mit dem Fahrrad und anschliessendem Fussmarsch gelangt er in ein Hochtal. Beim Bergbauer Balz Caprez, der mit seiner Frau Maria, die seit dem jähen Tod ihres einzigen Sohnes traumatisiert ist, ein einfaches Dasein führt, findet er vorübergehende Bleibe.
Mit tiefsinnigen Gesprächen und existentiellen Arbeiten wird Simon von Balz während des Winters schrittweise in die Lebensweise der Bergler eingeführt. Als im Frühjahr das Tauwetter einsetzt, überlässt ihm der Bauer eine höher gelegene Alphütte. Nach und nach gewöhnt sich Simon an das einfache Leben. Als er von seinem Freund von Veras schlechtem gesundheitlichem Zustand erfährt, reist er nach Hause und verbringt die letzten Stunden an ihrem Krankenbett. Nach Veras Tod fällt er in eine tiefe Krise. Zurück in der abgeschiedenen Bergwelt überwindet er die Depression und findet seinen inneren Frieden.

Exposé „Alma
Eine Berglerin gibt einem stillen Zuhörer Antwort auf die Fragen nach dem Sinn vom Leben in den Bergen und was geschehen kann, wenn der Mensch den Bezug zur Natur und zu den überlieferten Werten verliert. Unmissverständlich erläutert die alte Frau ihrem Fragesteller, wie sich das einstige Berglerleben gestaltete und wie es sich mit dem so genannten Fortschritt verändert.
Nach und nach legt sie ihre eigene Art, zu leben und zu denken, dar. Sie spricht von dem, was für sie von Bedeutung ist: vom einfachen Leben, von Entbehrung, was Stadtmenschen von Bergbewohnern unterscheidet, von der Natur, von Gefahren, von der Tradition und vom Glauben, von der Erschliessung der Berggebiete und dem nachfolgenden Tourismus. Ihre Ansichten und Kenntnisse von einer Bergwelt, die in der Vergangenheit zu liegen scheint und doch in mancher Hinsicht der Realität entspricht, lassen die Vorstellung vom idyllischen Bergbauern-Dasein in einem eigenen Licht erscheinen.

Kommentare
„Bevor ich mich zu den "Bergler-Geschichten" äussere, muss ich mich fast erst einmal innerlich irgendwie räuspern, weil es mir die Stimme verschlägt, weil ich so gerührt bin, so bewegt, so betroffen. Alles. Ehrlich, es ist mir lange nichts mehr so nahe gegangen wie diese Geschichten.
Warum? Schwer zu sagen. Weil es so vieles betrifft, was der Autor schildert, zurzeit um uns herum passiert? Weil man da empfindsamer, nachdenklicher geworden ist? Weil diese Geschichten aufmerken lassen? Ich denke, das ist es.
Diese Berggeschichten sind ungewöhnlich, tief anrührend und zeugen von einem enormen Verständnis oder dem Einblick in die menschliche Seele. Vor allem die Geschichte „Alma“, hat mir enormen Eindruck gemacht. Dass Kurt Haberstich das alles mit den wunderbaren Beschreibungen der Berglandschaften verbinden kann ist grossartig. Ich wünsche ihm ein grosses Publikum! Einsichten und Einblicke in den auch menschlichen Kosmos wie diese, kämen einer Menschheit zugute, die sich ziemlich am Rande des Abgrunds befindet. Das ist keine Schwarzseherei, sondern leider eine schmerzliche Tatsache.“
E. K. T. Zürich (Lektorin)

Gerade lese ich in deinem Buch "Bergler" die sehr, sehr interessanten Zeilen von Florin. Ich gratuliere dir, du bist wirklich ein Dichter!
P. N. Rotkreuz

Ein Buch voller Weisheiten.
M. Z. Beromünster

Ich habe Ihre tollen Bücher gesehen. Da ich ein passionierter Sportler und Alpsteinläufer bin interessiert es mich natürlich sehr, nachzulesen welche Sichtweise Sie in Ihren Büchern beschreiben.
D. B. Oberriet

Gratulation... wunderbar poetische Geschichten.
A. W. Meistersrüte

Die vier Geschichten haben mich vom Anfang bis zum Schluss gepackt. Sie sind derart spannend geschrieben, dass ich das Gefühl hatte dabei zu sein.
H. G. Appenzell

Sehr interessante Geschichten sind das, so, als wären sie wirklich geschehen.
K. I. Steinegg

Habe die kernigen und unabgehobenen Geschichten gerne gelesen.
D. R. Weissbad

Habe aus dem Buch unheimlich viel heraus lesen können das meine eigene Einstellung bestätigt.
N. G. Bayern