Appenzeller Volksfreund / Claudia Manser (20. November 2018)

Carmela Inauen

Carmela Inauen stellt ihre "Bauernbilder" aus
Die Lochmühle in Gais erwacht zu neuem Leben

Die Künstlerin Carmela Inauen interpretiert die traditionelle Bauernmalerei auf moderne Art. Ihre Werke sind auf Jutesäcke, Holz oder weiteren Materialien zu finden. Während zweier Wochenenden stellt Carmela Inauen erstmals in der Lochmühle in Gais aus.
Am Freitagabend lud die Künstlerin Carmela Inauen zur Vernissage in Gais ein. Und die Gäste kamen in Scharen zur ehemaligen Mühle am Rotbach. Es war das erste Mal, dass die Künstlerin ihre Werke im altehrwürdigen Gebäude ausstellte.
"Die Bildsprache von Carmela Inauen ist derart deutlich, dass sie nicht erklärt werden muss, Carmela ist ein Naturtalent", so Kurt Haberstich in seiner Laudatio. Schon als Mädchen habe sich Carmela mit Formen, Farben und Zeichnen beschäftigt und so den Grund stein gelegt. "In ihrem Schaffen lässt sie sich nicht kopieren und lebt die eigene Fantasie. Jedes Werk ist ein Unikat. Sie setzt sich mit dem bäuerlichen Leben auseinander. Der Mensch fasziniert sie ganz besonders". Mit der Perfekten Pinselführung schafft die Künstlerin charakteristische Menschen und beeindruckende Porträts. mit der einfühlsamen, ästhetischen Malerei gibt sie dem Bauerntum so eine Bühne.
Ihre wohl bekannteste Maltechnik ist das Malen auf Jutesäcke. Diese werde wie alte Türen, Bretter oder angerostete Bleche so vor dem Vergessen gerettet. Carmela Inauen experimentiert immer wieder mit neuen Farbmischungen. Als begnadete Künstlerin braucht sie ihren Freiraum. Kurt Haberstich sagte am Schluss seiner Laudatio: "Carmela ist eine Frau, die etwas wagt. Eine berufene Kunstschaffende."
"Sauenbrett" von Hohen Hirschberg
Eine Spezialität an der aktuellen Ausstellung ist das 3 1/2 Meter lange "Sauenbild". Auf einem sonntäglichen Spaziergang auf den Hohen Hirschberg erblickte Carmela Inauen das Brett bei einem Bauernhof. Mit dem - etwas leicht verdutzten - Landwirt machte sie einen Deal: Er bekam ein neues Brett, sie das alte. Alsdann wurde das Brett gestriegelt, gefegt und von der Mutter Natur, der Sonne, monatelang desinfiziert, Es entstand ein grossformatiges Bild mit Schweinen, das die Vernissagegäste faszinierte. Und manch ein Besucher drückte di Nase daran. Doch vom ehemaligen Geruch blieb nichts übrig.
In der Ausstellung werden 46 Bilder ausgestellt. Werke auf Jutesäcken, Leinen, Holz und anderen Materialien illustrieren die Vielfältigkeit der Künstlerin. Die Mehlsäcke bedeuten Carmela Inauen viel: "Die Jutesäcke erzählen etwas. Sie haben eine Geschichte. Die Spuren vom Leben faszinieren mich." Der neue Kunstkalender für das Jahr 2019 liegt ebenfalls druckfrisch vor. Auf zwölf Monatsbildern präsentiert Carmela Inauen ihr vielfältiges Schaffen.
Historisches Gebäude
Die Lochmühle wurde vor 500 Jahren erbaut. Es wurde nicht nur Getreide gemahlen, sondern auch Brot gebacken. 1987 wurde der betrieb eingestellt. Die Familie Inauen kaufte die abbruchbereite Mühle vor fünf Jahren. Bereits vorher arbeitete Carmela Inauen im dazugehörenden Atelier: "Mit der Zeit habe ich mich in das Gebäude verliebt und festgestellt, welcher Schatz sich hier verbirgt."
Im Gebäude wurde aufgeräumt, die Zimmer entrümpelt, gefegt und geputzt. Renovationen standen an. Die Lochmühle erwachte wieder zu neuem Leben. Der Erhalt des Gebäudes löste bei manch einem Gast Bewunderung aus, "Das Porjekt alte Lochmühle ist noch nicht abgeschlossen. Es ist ein Familienprojekt, alle helfen mit", so das Ehepaar Inauen.

Moderne Bauernmalerei in der alten Lochmühle (Gaiser Blättli 19. 11. 2018)
Kunstliebhaber, Kunstkritiker und Interessenten sorgten an der Vernissage der Appenzeller Künstlerin Carmela Inauen für einen Grossandrang. Die Kulisse war die geschichtsträchtige Lochmühle in Gais die sich, nach einer langjährigen Teilrenovation, zum ersten Mal der Öffentlichkeit in einem neuen Gewand präsentierte.
Es war eine mit Spannung erwartete Vernissage mit der Künstlerin Carmela Inauen. Beobachter und Kunstkenner bezeichnen als typisches Markenzeichen der Künstlerin das Bestreben, traditionelle Sujets - vor allem solche aus dem bäuerlichen Alltag aus dem Alpstein – auf moderne Art, in zeitgenössischem Stil zu interpretieren. Als Malgrund verwendet die Künstlerin heute, was früher zur Lagerung von Mehl und Getreide diente – Jutesäcke. Trotz grobmaschigem Malgrund schafft es Carmela Inauen die Wesensart der porträtierten Menschen derart realistisch darzustellen, dass natürliche Charaktereigenschaften entstehen - eine Kombination welche Kunstkritiker aus der ganzen Welt bewundern und aktuell in der Kunstausstellung in Gais zu sehen bekommen.
Die alte Lochmühle Gais bietet mit ihrer Geschichte eine perfekte Kulisse für eine solche Ausstellung. Kurt Haberstich, Laudator an Inauens Vernissage, bringt es auf den Punkt «Gestalten ist für sie eine Leidenschaft. Das ausgeprägte Handwerkliche Geschick, gepaart mit phantastischem Vorstellungsvermögen und eisernem Durchhaltewillen, ist eine Begabung, die sich wie ein roter Faden durch ihr Wirken zieht.» Damit die Kunstwerke mit moderner Bauermalerei entstehen, braucht es das richtige Umfeld, meint die Künstlerin: «Für die Sujet meiner Bilder lasse ich mich aus Alltagsszenen im Alpstein inspirieren, egal ob dies ein Senn beim Alpabzug, oder eine traditionelle Viehschau ist.»
Begeistert waren die zahlreichen Besucher neben der traditionellen Kunst auch von dem Appenzeller Musiker und Witzeerzähler Hans Sturzenegger, welcher den Anlass musikalisch und mit viel guter Stimmung umrahmte. Ein Apéro und Appenzeller Spezialitäten rundeten die Vernissage ab.